Wir sind nun seit genau zwei Monaten wieder in Deutschland und der Alltag hat uns wieder voll im Griff. Bisher haben wir nicht einmal die Zeit gefunden, unsere Reise bis zum Ende zu dokumentieren. Theo ist gerade in einem Alter, wo er uns den ganzen Tag auf Trab hält. Und wenn er abends dann schläft, möchte man selbst ein wenig entspannen und nicht noch vor dem Computer sitzen. Außerdem haben wir hier einen funktionierenden DVD-Player und sind mittlerweile bei Staffel 4 von Breaking Bad angekommen. 😉 Aber wir sind unserer treuen Leserschaft natürlich die letzten Etappen unserer Tour schuldig.
Nach unserem Besuch bei den Kauri-Bäumen, blieben uns nur noch 2 Nächte in unserem Campervan. So langsam machte sich Wehmut bei uns breit, denn wir steuerten nun unsere letzte Station in Neuseeland an. Als letzten Campingplatz vor Auckland wählten wir den Sandspit Holiday Park, der in einem unserer Reiseführer überschwänglich gelobt wurde. Bademöglichkeiten am Strand und in den Park integrierte historische Gebäude hörten sich vielversprechend an. Als wir dann dort ankamen, war die Enttäuschung riesig. Der Campingplatz war eher ein Schrottplatz für alte Wohnwagen, die Sanitäranlagen sahen grauenvoll aus. Nein, so sollte unsere Camping-Tour nicht enden! Außerdem hatte Tine Geburtstag, da wollten wir es uns eigentlich ein wenig gemütlich machen. Ein kurzer Blick auf die Karte verriet, dass der nächste Top 10 Holiday Park nur eine knappe Autostunde entfernt war. Die Holiday Parks der Top 10 Kette sind ausnahmslos zu empfehlen, immer blitzeblank und gut ausgestattet.
Also fuhren wir nach Orewa, obwohl wir ein paar Tage zuvor schon einmal dort übernachteten. Orewa ist eine schöne Kleinstadt, die von der Nähe zu Auckland profitiert. Wir fanden ein nettes italienisches Restaurant, in dem es leckeres Risotto gab. Auch unserem Kleinsten hat es ausgezeichnet gemundet, auf Papas Schoß sitzend schmeckt das Essen auch gleich noch etwas besser. Danach wurden wir noch mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt und den Abend haben wir bei Sekt und Kerzenschein am Meer ausklingen lassen.
Am nächsten Tag näherten wir uns von Norden kommend Auckland, der größten Stadt Neuseelands. In Devonport, einem Vorort von Auckland, fühlten wir uns richtig wohl. Hier leben die Leute, die es geschafft haben. Trotz der Nähe zu Auckland ist es hier angenehm ruhig. Die Stadthäuser sehen sehr schön aus und sind alle in gutem Zustand. Dass die Leute anspruchsvoller sind als im Hinterland, kann man an den Restaurants und Cafés ausmachen. Das kulinarische Angebot geht weit über die sonst vorherrschenden Fish and Ships, Burger und Pasteten hinaus. Das Zentrum von Auckland ist von hier aus in nur 12 Minuten mit der Fähre zu erreichen. Viele Berufspendler nutzen die Fähre und lassen ihr Auto auf dem riesigen Parkplatz am Hafen von Devonport stehen. Der Blick auf Aucklands Skyline ist schon eine Attraktion für sich, besonders schön ist er vom 87m hohen Mount Victoria.
Die Schattenseite der Großstadt mussten wir dann erleben, als wir nachmittags aus Devonport aufbrachen. Die letzte Camper-Nacht wollten wir auf einem Top 10 Holiday Park südlich von Auckland verbringen. Wir mussten also einmal komplett auf die gegenüberliegende Seite Aucklands. Die Fähre zum Stadtzentrum ist leider nur eine Personenfähre, so mussten wir einen Umweg über das Nadelöhr Harbour Bridge in Kauf nehmen. Der Feierabendverkehr ist einfach unglaublich. Ich glaube, wir haben schon allein über eine Stunde für die 6km von Devonport zur Autobahn gebraucht. Die Berufspendler, die ihr Auto an der Fähre haben stehen lassen, standen nun alle gleichzeitig auf der Straße und warteten darauf, die nächsten paar Meter vorwärts rollen zu können. So etwas habe ich in Berlin, das immerhin drei mal so viele Einwohner wie Auckland zählt, noch nicht erlebt. Auckland ist auch ganz anders aufgebaut als deutsche Städte. Der Central Business District ist das Geschäfts-, Einkaufs-, Kultur- und Vergnügungszentrum der Stadt. Die allermeisten Leute wohnen hingegen in den Reihenhaussiedlungen der Vororte. Daher finden morgens und abends regelrechte Völkerwanderungen statt. Stunden später erreichten wir dann endlich unseren Stellplatz, wo wir die letzte Camping-Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen hieß es dann nach 50 Tagen und 6700 km Abschied zu nehmen von unserem treuen Camper.
In Auckland hatte ich ein Apartment im Herzen der Stadt, nur wenige Meter vom Sky Tower entfernt, gebucht. Welch ein Luxus nach Wochen der Entbehrung! Es gab ein separates Schlafzimmer, ein Bad mit Waschmaschine und Trockner und eine voll ausgestattete Küche. Theo konnten wir nach Wochen zum ersten mal unbesorgt krabbeln lassen, es gab ja keine Muscheln die er sich in den Mund stecken konnte. Der Blick aus dem 17. Stock war auch nicht zu verachten. Lediglich der DVD-Player funktionierte nicht (natürlich!!!), also musste die zweite Staffel von Breaking Bad noch länger auf sich warten lassen.
Wir entschlossen uns, die beiden Tage in Auckland ruhig angehen zu lassen. Schließlich waren wir nach der ganzen Reiserei ganz schön erschöpft, da tat es gut einfach mal die Beine hoch zu legen. So blieben wir in der näheren Umgebung unseres Apartments. Wir fuhren auf den Sky Tower, besuchten den Viaduct Harbour, gingen in den Albert Park und liefen die Haupteinkaufsstraße Queen Street einmal auf und ab.
Tja, das war’s dann. Wir mussten eines der schönsten Länder der Welt nun wieder verlassen. Die vielen Eindrücke kann man kaum verarbeiten. Es ist einfach unglaublich, was wir hier alles gesehen und erlebt haben. Das Reisen mit einem so kleinen Kind ist aber nicht einfach. Es wird auch nicht einfacher, wenn man sich die meiste Zeit mit dem begrenzten Platz eines kleinen Campervans arrangieren muss. So durchlebten wir auch einige schwierige Momente. Aber bereut haben wir es nie, die Reise zum anderen Ende der Welt angetreten zu haben. Und auch die Rückreise, für die wir uns fast eine ganze Woche Zeit genommen haben, hatte so einiges zu bieten. Die nächste Station nach Auckland war Sydney – für mich eine der schönsten Städte der Welt. Darüber wird in der nächsten Folge berichtet, auf die Ihr hoffentlich nicht wieder so lange warten müsst.